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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

mutig - christlich - solidarisch

21. Mrz 2017

Mitglieder von pax christi Italien, Österreich und Deutschland waren nach Bozen gekommen um an der Seligsprechung von Josef Mayr Nusser im Bozener Dom teilzunehmen.

Im Jahr 2016 hatte Pax Christi Italien die Besucher des Gedenkens an Franz Jägerstätter in St. Radegund zur Seligsprechung von Josef Mayr Nusser nach Bozen eingeladen. Schon im Jahr zuvor war Mayr Nusser Thema des Jägerstättergedenkens gewesen.

Der aus Bozen stammende Mayr-Nusser war nach dem deutschen Einmarsch 1944 zum Dienst bei der Waffen-SS eingezogen worden. Wegen seiner Weigerung, den SS-Eid abzulegen, wurde er zum Tod verurteilt. Auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau starb er am 24. Februar 1945 an den Folgen der Misshandlungen und der Entkräftung während seiner Haft.

Zeitzeugenberichten nach war bereits bekannt, dass der Krieg sich seinem Ende zuneigte, als Mayr-Nusser einen Eid verweigerte – deshalb konnten auch praktizierende Christen sein Vorgehen nicht immer nachvollziehen. Er soll damals gesagt haben: „Wenn nie jemand aufsteht und sagt, dass das nicht richtig ist, was sie da machen, dann wird es nie anders.“

Das christliche Leben stand für Mayr-Nusser an erster Stelle, was für ihn bedeutete zu allem bereit zu sein. Er, der auch Vorsitzender der katholischen Jungmännerschar seiner Region war, hatte in Vorträgen oder Artikeln immer wieder betont: „Wir leben heute in einer Zeit der Entscheidungen und wir müssen uns entscheiden -  für oder gegen Hitler, für oder gegen den Führer, für oder gegen Jesus Christus. Für uns gibt es nur eine Entscheidung: Für Christus.“

Und so waren auf die Einladung der Italiener viele von denen, die sich alljährlich beim Jägerstättergedenken treffen, auch nach Bozen gekommen, darunter fast 30 pax christi Mitglieder aus Österreich. Aus Deutschland waren neben pax christi Mitgliedern eine Gruppe der Landjugendbewegung und eine Gruppe der Fachakademie für Sozialpädagogik Baiersdorf, deren Namenspatron Josef Mayr-Nusser ist, gekommen.

Am Vorabend der Seligsprechung hatte Pax Christi Italien eine Veranstaltung unter dem Titel „Der Selige Anti-Nazi“ im Festsaal des Bozener Rathauses vorbereitet. Nach einem Grußwort des Bozener Bürgermeisters sprachen Historiker zum Lebensweg, die Jägerstätterbiographin Erna Putz und der Sohn Mayer-Nussers tauschten sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Biographien der beiden Seligen aus. Für Jägerstätter und Mayr-Nusser galt wohl, beide lasen viel und waren über das, was geschah, bestens informiert. Schüler und Schulleitung der Fachakademie Baiersdorf zeigten auf, wie sie das Andenken an Mayr-Nusser umsetzen, etwa als „Schule gegen Rassismus“. Gina Abbate von pax christi Bozen schloss ihren Beitrag am Abend mit der Bemerkung: „Wir tragen zusammen eine große Verantwortung, indem wir die Aktualität von Josef Mayr Nusser und Franz Jägerstätter wahrnehmen, die Botschaft eigenständig zu denken, die Dringlichkeit, einfühlsames Bewusstsein zu bilden, das dazu fähig ist, zu entscheiden und konkrete Vorschläge zu machen, die auch etwas kosten und zu einer menschlichen und gewaltlosen Welt beitragen.“

Ein gemeinsames Abendessen mit allen pax christi Vertretern in einem Bozener Gasthaus beschloss den Vorabend der Seligsprechung.

Feierlich ging es dann schon zu bei der Seligsprechung. Die sterblichen Überreste, 1958 von Erlangen nach Südtirol gebracht und im Frühjahr 1963 an der Außenmauer der Kirche von Lichtenstern am Ritten beigesetzt, wurden feierlich in den Bozener Dom überführt. Kardinal Angelo Amato überbrachte die Papstbotschaft zur Seligsprechung. Viele Würdenträge waren anwesend. So etwa die letzten drei Linzer Bischöfe. Aus Deutschland war kein Bischof gekommen. Schade, hatte Deutschland und die deutsche Kirche nicht eine besondere Beziehung zum Nationalsozialismus und sollte nicht Mayr-Nusser in Dachau wegen seines verweigerten Eides erschossen werden? Und wäre hier nicht auch eine gewisse Solidarität angesagt gewesen zumal auch hier die Seligsprechungen von Max Josef Metzger und Fritz Gerlach anstehen?

Mich hat beeindruckt, dass die Feier nicht nur in Deutsch und Italienisch gehalten wurde, sondern ebenso Texte auf Ladinisch in seinen verschiedenen Ausprägungen vorgetragen wurden. Das stellte auch eine Würdigung Mayer Nussers dar, der sich immer für Minderheiten eingesetzt hatte und um Toleranz bemüht war.

Für den Bozener Bischof Ivo Muser steht Mayr Nusser „für die biblische Überzeugung, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Nichts und niemand darf mit Gott verwechselt oder an seinen Platz gestellt werden: keine Ideologie, kein Volk, keine Sprache, kein Land, keine Kultur, kein politischer oder religiöser Führer.“ Sein Gewissen „verpflichtete ihn, auf dem Hintergrund des christlichen Doppelgebotes der Gottes- und Nächstenliebe, ein klares Nein zu sagen zum nationalsozialistischen Regime mit seiner Blut- und Bodenideologie, mit seiner Verherrlichung des Krieges, mit seiner Rassenlehre, mit seiner Beseitigung des Humanen.“

„Josef Mayr–Nusser wusste mehr, weil er auch mehr wissen wollte. So wurde er fähig, hinter die Maske der Propaganda und der Verführung zu schauen und zu erkennen – schon mehrere Jahre vor seiner Eidesverweigerung –, dass dieses grausame System in seinem Kern ein fundamentaler Angriff auf den biblischen Gott war, der in Jesus Christus nicht auf der Seite der Täter steht, sondern immer auf der Seite der Opfer – in Geschichte und Gegenwart.“

Für den Sohn sollten, angeregt durch das Beispiel seines Vaters, Fragen, wie etwa die nach der der Legitimität von Rüstungsexporten, wieder in den Vordergrund gerückt werden.

Sich mit pax christi Mitgliedern über die Grenzen hinweg zu engagieren, hier für den seligen Josef Mayer Nusser, hat mich auch wieder ein wenig in meinem eigenen pax christi Engagement bestärkt.

Informationen zu Josef Mayr Nusser hat die Diözese Bozen unter http://www.josef-mayr-nusser.it/ zusammengestellt.

Martin Pilgram